Diese Reitweise hat ihre Wurzeln in der spanischen Tradition. Egal ob Western oder Klassisch – beide haben sich unterschiedlich entwickelt, doch die altkalifornische Reitweise bleibt ihrer ursprünglichen Philosophie treu.
Die altkalifornische Reitweise ist der spanischen sehr ähnlich: Das Ziel ist es, völlig zügelunabhängig durch Gewicht und Schenkelhilfen mit dem Pferd zu kommunizieren. Wie heißt es so schön: „Das Pferd ist dein Spiegel.“ Hier zeigt sich das deutlich: Das Pferd reagiert auf deine Gedanken. Wenn du galoppieren möchtest, aber innerlich zögerst, wird dein Pferd ebenfalls zögern. Diese Reitweise fördert eine Partnerschaft, bei der sich Pferd und Reiter aufeinander verlassen können und das Pferd freiwillig folgt.
Ein einfacher, aber wichtiger Gedanke prägt die altkalifornische Reitweise: „Es heißt nicht: Mein Pferd muss machen, was ich von ihm verlange. Sondern: Ich möchte, dass mein Pferd macht, was ich von ihm verlange.“
Wer altkalifornisch arbeiten möchte, muss lernen, innere Schranken abzubauen, sinnvolle Grenzen zu setzen und vor allem an sich selbst zu arbeiten.
Traditionell wird im Bosal geritten, das im Verlauf der Ausbildung immer dünner wird, bis man mit den „Two Reins“ und Shanks reitet (die Shanks dienen dabei nur der Ästhetik). Das Ziel ist das sogenannte „Bridle Horse“ – ein Pferd, das:
sich selbst trägt und aus der Hinterhand schiebt,
in Selbsthaltung am langen Zügel geritten werden kann,
und mit seinem Reiter durch dick und dünn geht.
Wenn ein solches Pferd zusätzlich die hohe Schule erlernt, gilt es als perfekt.
Ein „Bridle Horse“ zu formen, ist ein langer, intensiver Prozess. Die solide Grundausbildung dauert im Schnitt drei Jahre, und die Ausbildung zur hohen Schule nochmals drei Jahre. Es kommt jedoch immer darauf an, wo Pferd und Reiter starten und welches Ziel sie gemeinsam erreichen wollen.
Die Grundstufen der Ausbildung umfassen:
Motivation beim Pferd entwickeln
Erste Sitzkorrekturen
Takt erarbeiten
Im Takt und Gleichgewicht sitzen
Erste Biegung
Hüftmobilität fördern
Das Pferd als Lebewesen zu verstehen.
Die Schritte und Hilfen bewusst einzusetzen: Was passiert mit dem Pferd, wenn ich das Bein zurücklege?
An mir selbst zu arbeiten.
Zu beobachten und niemals aufzuhören zu lernen.
Intuition zuzulassen und Pferden auf Augenhöhe zu begegnen.
Pferde sind äußerst kommunikative Lebewesen – wir müssen nur bereit sein, uns auf ihre Sprache einzulassen. Wie es im Kinderfilm Pocahontas so treffend gesagt wird: „Folge den Spuren eines Fremden, dann verstehst du und du lernst noch was dazu.“